Agroforst-System

Der Mühlenacker ist leider sehr sandig und gibt momentan nicht viel her. Um das zu ändern, haben wir auf einem der sieben Hektar als ersten Versuch ein Agroforst-System angelegt: Sträucher und Bäume wachsen in Reihen auf dem Acker und schützen den Boden durch Schatten und Schutz vor Wind-Erosion. Regelmäßig werden Sträucher gehäckselt und auf dem Boden verteilt, um möglichst schnell einen nahrhafteren Boden zu bekommen.

Eine neue alte Idee
Baumreihen auf dem Feld auf einem alten schwarz-weißen LuftbildErst 2019 wurde der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft gegründet und ist ein weiteres Zeichen für den Aufwind einer Landnutzung, die in den letzten Jahren zunehmend in den Vordergrund rückt – doch Bäume auf dem Feld sind keine neue Idee. Tatsächlich heißt das Flurstück des Mühlenackers im Grundbuch schon sehr lange „Die Windfänger“ und auf einem etwa 100 Jahre alten Luftbild (vom Zeppelin aus aufgenommen) sind die Wind fangenden Baumreihen auch sehr gut zu sehen.

Das neue System
Der Pflanzplan, nach dem das Agroforstsystem gepflanz wurdeEnde 2019 haben wir die erste Pflanzung für das neue Agroforst-System durchgeführt: Vor allem Weiden wurden gepflanzt, aber auch Ölweiden, Esskastanien und italienische Erlen. Dabei geht es auch um die Erforschung, welche Pflanzen unter den hiesigen Bedingungen gut geeignet sind für ein Agroforst-System.

  • Weiden: Weide wächst schnell und eignet sich deshalb gut, um in kurzer Zeit viel Biomasse zu bekommen, die wir zum Bodenaufbau auf dem Feld verteilen können.
    Zwar werden Weiden häufig mit Wassernähe in Verbindung gebracht, tatsächlich brauchen Weiden aber weniger Niederschlag als zum Beispiel Pappeln, weil sie tiefer reichende Wurzeln haben. Sie können gut Grundwasser aus der Tiefe holen, was für ein Wachstum von Biomasse wichtiger ist als die Fruchtbarkeit des Bodens. Auf einer benachbarten und vergleichbaren Fläche haben wir im trockenen Sommer 2019 mit langen Weidenstecklingen gute Erfahrungen gemacht. Beim Agroforst-System experimentieren wir nun mit zwei verschiedenen Stecklingslängen und werden sehen, ob die kürzeren Stecklinge wesentlich mehr Unterstützung brauchen oder auch ohne Hilfe ihren Weg zum Grundwasser finden.
    Außerdem wurde beobachtet, dass durch fallende Weidenblätter auf armen Böden zusätzlich Stickstoff gebunden wird, da es auch bei Weidenblättern Endophyten gibt, die den Stickstoff aus der Luft binden.
    Die Weiden können jährlich kurz über dem Boden abgeschnitten und gehäckselt werden, dabei entstehen auf dieser Fläche und bei dieser Anzahl an Pflanzen jährlich mehr als 3 Tonnen gehäckseltes Holz, das auf dem Feld verteilt wird.
  • Ölweiden: Abgesehen vom (deutschen) Namen haben sie wenig mit Weiden zu tun. Sie kommen sehr gut mit Trockenheit klar und binden Stickstoff, der über das regelmäßige Häckseln dann auch im Boden ankommt. Ölweiden kommen sehr gut mit Trockenheit klar und sind ideale Pionierpflanzen.
    Sie wurden als Doppelreihe gepflanzt und es wird abwechselnd jeweils eine davon gehäckselt, wäre die andere ein weiteres Jahr wächst und dabei Schutz für die nachwachsende Reihe bietet.
  • Esskastanien: Als wir 2017 neue Laubbaum-Arten im Kiefernforst gepflanzt haben, waren Esskastanien eine der drei Sorten – und sie sind ziemlich gut angewachsen. Esskastanien sind relativ trockenresistent und bieten über ihre Früchte eine Eiweiß-reiche Ernte. Im Gegenteil zu Weide und Ölweide sollen sie auch nicht gehäckselt werden, sondern weit empor wachsen und in etwas fernerer Zukunft ein Teil der Ernte liefernden Bewirtschaftung unserer Flächen sein.
    Dabei haben und werden wir verschiedene Arten pflanzen, um zu sehen, welche am besten wachsen. Es wurde eine Vorauswahl getroffen, entsprechend dem Breitengrad und den Vorort-Begebenheiten, aber auch in Hinblick auf Resistenzen gegenüber verbreiteten Schadensbildern wie Kastanienrindenkrebs oder der sogenannten Tintenkrankheit.
    Die Esskastanien werden dabei von einer Doppelreihe Ölweiden geschützt, die gerade in der jungen Wachstumsphase die größte Hitze fernhalten und länger anhaltende Feuchtigkeit im Boden garantieren.
  • Italienische Erlen: Bei vielen Agroforst-Systemen werden Erlen verwendet, weil so Landwirtschaft und der Anbau von Energieholz gleichzeitig betrieben werden kann. Es geht auch hier also nicht um eine regelmäßige Häckselung, sondern um ein Emporwachsen von Bäumen, die sich sehr gut für Feuerholz-Nutzung eignen und vorher über Schatten und Feuchtigkeitsbindung gute Auswirkungen auf den Boden des Ackers haben. Da es bei uns immer wieder sehr trocken ist, haben wir italienische Erlen gewählt. Es handelt sich hier um den Versuch, in Vorbereitung auf die Klimakrise die Eignung mediterraner Arten zu testen.